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COVID-19: Bei Asthma weniger schwere Verläufe als bei COPD

Wie eine Covid-19-Erkrankung verläuft, hängt vor allem vom Alter und bestehenden Vorerkrankungen ab. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) erläutert auf ihrer Homepage [1] und in Stellungnahmen [2], welche Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben.

Abstands- und Hygiene-Regeln beachten

Generell betonen die Experten der DGP, dass Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen streng den Empfehlungen des RKI folgen sollten, insbesondere den Abstandsgeboten, Hygieneregeln und Impf-Empfehlungen (www.rki.de). Medikamente sollten sie wie gewohnt einnehmen, auch eine Sauerstofftherapie sollte unverändert fortgeführt werden, empfiehlt die DGP.

Das größte Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben nach aktuell vorliegenden Daten:
-    Menschen ab 65 Jahre
-    Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und/oder Diabetes
-    Männer, insbesondere in der Gruppe der älteren Menschen
-    Patienten mit mehr als einer chronischen Erkrankung

Zusätzliche Risikofaktoren sind:
-    Adipositas
-    Zigarettenrauchen
-    chronische Lungen-, Nieren- und Lebererkrankungen
-    Immundefizienz

Bild: Pixabay

Asthma im Griff - kein höheres Risiko bei COVID-19

Gemäß der Stellungnahme der DGP haben gut therapierte Personen mit Asthma nach derzeitigem Kenntnisstand kein erhöhtes Risiko für schwere oder kritische COVID-19-Verläufe. Es gäbe aktuell auch keine Hinweise darauf, dass eine Therapie mit inhalativen Steroiden (ICS, Kortisonspray) bei Asthma das Risiko schwerer COVID-19-Verläufe steigert. Wichtig sei allerdings auch bei Patienten mit gut eingestelltem Asthma, die inhalative Therapie auch mit ICS während der SARS-CoV-2-Pandemie unverändert und konsequent fortzuführen, betonen die DGP-Experten.

COPD macht schweren Verlauf von COVID-19 wahrscheinlicher

Bei Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) verläuft eine COVID-19-Infektion oft schwerer. Für diese Patienten ist der Schutz vor Ansteckung besonders wichtig.
COPD ist wie COVID-19 eine Erkrankung der Atemwege. Bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung ist die Lunge dauerhaft geschädigt und die Bronchien sind verengt. So kann es bei beiden Erkrankungen zu Husten und Kurzatmigkeit, bei fortgeschrittener COPD leicht auch zu Atemnot kommen. Dann kann eine Sauerstoffbehandlung oder sogar Beatmung nötig werden.

Erkranken COPD-Patienten an COVID-19, ist deshalb die Gefahr groß, dass sie viel zu wenig Luft bekommen und beatmet werden müssen. Mit anderen Worten: Patienten mit COPD haben ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe. Besteht gleichzeitig eine kardiovaskuläre Begleiterkrankung ist das Risiko sogar deutlich erhöht.

Sauerstofftherapie und Medikation weiterführen

Eine leitliniengerechte inhalative Therapie sollte, so empfiehlt die DGP, bei COPD generell fortgeführt werden. Es sei sehr wichtig, Medikamente wie atemwegserweiternde Sprays weiter einzunehmen. Sie dienen unter anderem dazu, einer akuten Atemnot vorzubeugen. Die Pneumologen warnen: Wer seine Medikamente nicht einnimmt und an Covid-19 erkrankt, riskiert unter Umständen, dass die Atemnot noch stärker ausfällt. Es gebe der Stellungnahme zufolge bislang auch keine Anhaltspunkte dafür, dass eine eventuelle Therapie mit inhalativen Steroiden (Kortisonspray) einen prognostisch ungünstigen Effekt auf den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung bei Patienten mit COPD hat.

Maskenpflicht und Quarantäneregeln gelten auch bei COPD

Ohne COVID-19-Erkrankungszeichen ist eine häusliche Quarantäne auch bei einer COPD nicht erforderlich. Ob sich Menschen mit einer COPD eher anstecken und an Covid-19 erkranken, ist unklar, so die DGP. Falls aufgrund einer Diagnose oder eines Verdachts auf COVID-19 eine Quarantäne notwendig wird, ist es wichtig, für ausreichend Medikamente zu sorgen, um die COPD-Therapie fortzuführen.

                                                                                                                   Bild: Pixabay

Im öffentlichen Raum, etwa im Nahverkehr, in Geschäften oder am Arbeitsplatz gilt die Maskenpflicht. Viele Menschen mit COPD tragen die Maske ohne Probleme, manche fühlen sich aber unwohl damit. Ob eine Gesichtsmaske bei COPD tatsächlich Atemnot auslösen kann, ist wissenschaftlich noch nicht gut untersucht. Es gibt auch keine behördlichen Empfehlungen für Menschen mit COPD. Wer große Probleme hat, eine Maske zu tragen, sollte sich ärztlich beraten lassen. Bei besonderen gesundheitlichen Problemen können Ärztinnen und Ärzte ein Attest ausstellen, das von der Maskenpflicht befreit.
Weitere Informationen unter https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/COVID-19/2020-05-08_DGP_Masken.pdf

Risiko und Empfehlungen bei interstitiellen Lungenerkrankungen

Vermutlich erhöhen auch interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) inkl. Lungenfibrosen das Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs: Daten liegen hierzu jedoch aktuell nicht vor, betonen DGP und die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Ähnliche Überlegungen gibt es zum Einsatz immunsuppressiver Therapien bei ILD. Allerdings ist auch hier die Datenlage laut DGP sehr schwach und eine vorübergehende Pausierung einer indizierten immunsuppressiven Therapie mit dem Risiko einer Verschlechterung der Grunderkrankung verbunden (und einer dann noch höher dosierten immunsuppressiven Therapie), so die Fachgesellschaften.

Ohne COVID-19-Erkrankungszeichen ist ein Dauer-Aufenthalt zu Hause nicht erforderlich und erscheint der DGP auch aus Sicht der vielen positiven Aspekte einer körperlichen Bewegung nicht sinnvoll.

Zugleich betonen die Experten aber auch, dass die aktuellen Daten zu Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe überwiegend aus China stammen. Diese Daten sind auf Deutschland nur bedingt übertragbar, daher könne eine abschließende Beurteilung erst nach Vorliegen von epidemiologischen Daten aus Deutschland erfolgen.


1)    https://pneumologie.de/aktuelles-service/covid-19/?L=0
2)    https://pneumologie.de/fileadmin/user_upload/COVID-19/20200527_DGP_BdP_Risikoabschaetzung_chron._LK_SARS-CoV-2_update.pdf

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